Bist du dir als Trainer:in manchmal unsicher? Fragst du dich, ob du richtig beobachtet hast?

Für alle, die sich unsicher sind, Fragen haben oder sich einfach informieren wollen, haben wir einen Leitfaden erstellt,…

Werte, die uns wichtig sind:

Bei der Entwicklung von Verhaltensregeln für unsere Vereinsmitarbeiter:innen sind uns die folgenden Werte besonders wichtig:

Offenheit

Körperkontakt gehört zum Sport:

» Erklärt den Sporttreibenden und deren Eltern, warum gewisse Handlungen und Berührungen (z.B. Hilfestellungen) notwendig sind und beschreibt im konkreten Fall genau die Vorgehensweise.

» Wenn es versehentlich zu falschen Berührungen kommt, sollte dies auch z.B. durch eine Entschuldigung zum Ausdruck gebracht werden.

» Das Besprechen der Thematik z.B. bei Elternabenden sowie das Verteilen von entsprechendem Material für die Kinder und Jugendlichen führen zu mehr Vertrauen.

Eindeutigkeit

» Unklare Situationen vermeiden, die falsch interpretiert werden könnten. Beispielsweise sind Dusch- und Umkleideräume als Intimsphäre zu achten.

» „Vier-Augen-Situationen“ vermeiden. Auch bei Übernachtungen Zimmer nicht allein betreten etc.

wachsamkeit

Mitarbeiter:innen im Sport sind für viele Kinder wichtige Ansprechpersonen, deshalb ist es wichtig:

» Hinweise oder eigene Beobachtungen bezüglich Übergriffen ernst nehmen!

» Mitteilungen der Kinder vertrauen!

Ermutigung

Als Mitarbeiter:in im Sportverein wird neben der sportfachlichen auch pädagogische Arbeit geleistet:

» Die Grenzen von Kindern müssen respektiert werden!

» Es ist wichtig, die Kinder zu ermutigen, ihre eigenen Gefühle als richtig zu erachten und diese zu vertreten. So können sie lernen, ihren Gefühlen in übergriffigen Situationen zu vertrauen und sich zur Wehr zu setzen bzw. den Sachverhalt entsprechend auszudrücken und mitzuteilen.

Regeln beim Sport schaffen Klarheit. Genau wie unser Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt im Sport:

Es nimmt unseren Übungsleitern:innen Unsicherheiten im Umgang mit Mädchen und Jungen. Es macht deutlich, wo der sportliche Jubel aufhört und die Grenzüberschreitung beginnt. Es sorgt, ganz einfach, für Sicherheit im Verein.

Aber wie legt man diese Grenzen fest? 


Die Ampel

Wir haben uns mit der Jugend unseres Vereins zusammengesetzt und sie nach ihrem Schutzbedürfnis gefragt. In Form von einer Ampel, welche in unserem Vereinshaus präsentiert wird, haben wir ihre individuellen Grenzen und Schutzbedürfnisse festgehalten.

Meistens völlig ok…

…ist alles, was Kinder und Jugendliche in ihrer sportlichen und persönlichen Entwicklung fördert.

• Motivation im Training und Spiel

• Einsatz u. Vorbereitung

• Angemessene „Bestrafung“ für unsportliches Verhalten

• Vorbildfunktion

• Trainer:innen sollen vertrauensvoll sein, sodass man mit ernsten Problemen zu ihnen kommen kann

• Unterstützung/ Aufmunterung bei Enttäuschungen

• Teamgeist stärken

• Bereitstellung einer Kiste/ Aufbewahrung für Wertgegenstände

Im Grenzbereich…

…sind Handlungen und Ansagen, die nicht immer gefallen aber manchmal pädagogisch notwendig sind.

• Kritisieren im unangemessenen Tonfall (hat nichts mit dem Sport zu tun)

• Unangebrachte Kleidervorschriften

• Bevorzugen von Einzelnen

• Unabgesprochenes nach Hause bringen

• Unter Druck setzen

Tausche dich mit anderen Übungsleiter:innen aus, wenn dir eine Situation komisch vorkommt.

Ein klares nein…

…zu Verhaltensweisen, die im Training und Wettkampf nicht vorkommen sollen und dürfen.

• Machtposition missbrauchen

• Körperliche Gewalt

• Verbale Gewalt

• Datenschutz missbrauchen

• Sexualisierte Gewalt/Belästigung

• Demütigungen, auch vor der Mannschaft

• Bedürfnisse von Kindern/Jugendlichen ignorieren

• Zu Übungen oder Mutproben zwingen

• Ohne Klopfen oder Erlaubnis in die Umkleide gehen

• Verletzung der Aufsichtspflicht

• Alkohol, Zigaretten, Drogen etc. anbieten oder vor den Kindern konsumieren

Aber sind diese Grenzen nicht trotzdem relativ?

Ja. Jede/r hat ihre/seine ganz eigenen Grenzen und Gefühle, ab der das Wohlfühlen aufhört. Deshalb ist das Formulieren eines Leitfadens für unsere hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen und das Angebot vertrauenswürdiger Ansprechpersonen so wichtig. So wird verhindert, dass nicht gleich hinter jeder Beobachtung etwas Schlimmes vermutet wird, andererseits jedoch wesentliche Anhaltspunkte nicht übersehen werden.

Gegen Missbrauch im Sport

Kinder sollen frei aufwachsen dürfen. Ohne Ängste oder Druck oder Beklemmungen. Auch im Sport darf es keine Repressalien geben.

Wir wollen eine Kultur des Hinsehens, Hinhörens und Handelns schaffen, die Betroffene zum Reden ermutigt und potentielle Täter:innen abschreckt und so alle Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Sport vor Missbrauch schützen.

Hinsehen

Aufmerksam sein und gleichzeitig Anzeichen richtig deuten.

Hinhören

Gehör schenken und zuhören, wenn etwas „komisch“ klingt.

Handeln

Bereit sein, im richtigen Moment das Richtige zu tun und unterstützen, wo Hilfe nötig ist.

Hinsehen!

Kinder und Jugendliche äußern ihre Wünsche und Interessen nicht immer direkt. Auch ihre Sorgen und Nöte offenbaren sich Erwachsenen oftmals erst auf den zweiten Blick und bei aufmerksamem Beobachten.

So kann unterschiedliche Kindeswohlgefährdung erkannt und unterschieden werden.

  • Vernachlässigung
  • Psychische Misshandlung
  • Körperliche Misshandlung und sexuelle Gewalt
  • Missbrauch im Netz

Bei ca. 1/5 der Fälle liegen mehrere Typen der Kindeswohlgefährdung vor, weshalb man sich meistens nicht nur auf eine beschränken kann.

Jede Form von Gewalt gefährdet die Lebens- und Entwicklungsgrundlage und schädigt die Seele des Kindes oder Jugendlichen in erheblichen Umfang.

Hinhören!

Genauso wichtig wie genau hinzusehen, ist es, Kindern gut zuzuhören!

Deuten Anzeichen darauf hin, dass es einem Mädchen oder Jungen nicht gut geht, ist es wichtig herauszufinden, um was es geht.

Dabei ist Dein Eindruck wichtig! Denn wenn sich Deine Vermutungen bestätigen, dann ist das Wohl des Kindes in Gefahr. Spreche die Eltern nicht direkt darauf an! Achte weiterhin auf das Kind und suche Dir eine Vertrauensperson, mit der Du über Deine Beobachtungen sprechen kannst. Dokumentiere Deine Beobachtungen, denn im Falle einer Gefährdung kann das sehr hilfreich und ausschlaggebend sein.

Gleichzeitig müssen einzelne Merkmale nicht automatisch ein Anzeichen für eine Kindeswohlgefährdung sein! Es gibt oft auch ganz andere Erklärungen für das Verhalten und/oder Erscheinungsbild des Kindes.

Deshalb haben wir Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährung formuliert:

Handeln!

Durch Aufklärung, Offenheit und präventives Handeln sollen unsere hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen mit dem Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung angemessen umzugehen wissen.

Im Zweifelsfall sollen jederzeit Ansprechpersonen bekannt sein, bei denen man Rat und Unterstützung erhalten oder die Verantwortung (frühzeitig) in kompetente Hände legen kann, ohne den Kontakt zu den betroffenen Mädchen und Jungen zu verlieren.

Handeln will aber auch gelernt sein und geht gemeinsam am Besten!

Interventionsplan kompakt

Du hast das Gefühl, einem Mädchen oder Jungen aus deiner Gruppe geht es nicht gut und irgendetwas stimmt da nicht…?

.1

Wichtig!
Bewahre Ruhe.

Voreilige Handlungsschritte könnten die Situation verschlimmern.

.2

Beobachte genau und dokumentiere.Achte darauf, dass Du nur Fakten notierst.

.3

Sei offen gegenüber dem Kind. Behandle es wie die anderen Kinder!

Wenn sich dir ein Kind anvertraut, glaube ihm, nehme es ernst und höre zu. Gib aber keine Versprechen, die du nicht halten kannst! (Z.B. „Ich erzähle niemandem davon.”)

.4

Tausche Dich aus, handelt gemeinsam.

Achte auf Dich selbst!

.5

Der Verdacht verstärkt sich?

Auf keinen Fall die vermeintlichen Täter:innen mit dem Verdacht konfrontieren!
Unterstützung organisieren

Die Seite des ATSV kontaktieren und die Vereinsleitung informieren.

Gemeinsam werden die weiteren Handlungsschritte vereinbart.

Dein Eindruck ist wichtig! Denn wenn sich deine Vermutungen bestätigen, ist das Wohl des Kindes in Gefahr.

Achte weiterhin auf das Kind und suche dir eine Vertrauensperson, mit der du über Deine Beobachtungen sprechen kannst.

Denk´dran:
Kinder haben ein Recht auf…

  • Ernährung
  • körperliche Unversehrtheit
  • eine sichere Umgebung
  • Pflege und Schutz
  • gute Grenzen und Strukturen
  • individuelle und entwicklungsgerechte Erfahrungen
  • liebevolle Beziehungen